Erstkontakt hergestellt – Verbindung unterbrochen
Dass Körper, Geist und Seele sich gegenseitig bedingen und nur gemeinsam wirken können, ist uns allen wohl bewusst. Entwickelt und verändert sich eine dieser drei Komponenten, wirkt sich dies immer auf die anderen beiden aus. Vom Zeitpunkt und Ausmaß sind wir meist überrascht.
Wie jedes Mädchen bin ich zu Beginn der Pubertät zum ersten Mal mit der (Ur-) Kraft des Körpers, meines Körpers, in Kontakt gekommen. Ohne Vorwarnung und völlig überraschend bekam ich mitten in den Sommerferien meine erste Blutung und erfuhr so die unmittelbare Verbindung von Mensch und Natur. Selbst heute – 20 Jahre später – erinnere ich mich noch daran, wie machtlos und ausgeliefert ich mich trotz vorheriger Aufklärung in diesem Moment gefühlt habe. Ich blutete und konnte nichts dagegen machen. An diesem Tag wurde mir vermutlich zum ersten Mal so richtig klar, dass ich den natürlichen Kreislauf nicht steuern kann.
Nachdem der erste Schock überwunden war, gewöhnte ich mich im Verlauf der Zeit an das fortwährende Kommen und Gehen der Menstruation. Ich machte keine große Sache draus und schenkte dem Ganzen keine große Beachtung – eine kindliche Naivität, die mich noch einholen sollte.
Um eine frühe Schwangerschaft zu vermeiden, entschied ich mich mit Anfang 20 für den bequemsten und aus meiner Sicht sichersten Weg und begann, hormonell zu verhüten. Eine Entscheidung, die meinem Körper so gar nicht gefiel. Ganz gleich, welche Methode ich anwendete, nach einer gewissen Zeit ging mein Körper in den Abwehrmechanismus. Er wollte sich der auferlegten Kontrolle partout nicht ergeben – wie anstrengend!
Da mir zunehmend die Optionen ausgingen, beugte ich mich schließlich dem Widerstand meines Körpers. Stur und prinzipiengesteuert wie eh und je dachte mein Körper gar nicht daran sich zu entfalten, stattdessen schmollte er erst einmal. Je länger meine Periode ausblieb, desto mehr merkte ich, wie sehr sie mir als Gradmesser meines physischen und psychischen Zustandes fehlte. Und so war ich voller Dankbarkeit, als ich endlich wieder blutete.
Statt gegen meinen Körper zu arbeiten, begann ich mich wirklich mit meinem Körper auseinanderzusetzen. Immer feiner wurde meine Wahrnehmung und immer besser konnte ich die Signale meines Körpers deuten. Also Ende gut – alles gut? Also bitte, das wäre doch ein bisschen zu viel des Guten.
Die traute Zweisamkeit von Körper und Geist fand ein jähes Ende, als mein Körper wieder ohne Vorwarnung und völlig überraschend erneut den Aufstand probte: Weichere Konturen, Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen, Heißhungerattacken, deutliche Stimmungsschwankungen, unbändige Energie im Wechsel mit entsetzlicher Müdigkeit. Als sich der Zustand nach einigen Monaten nicht einpendelte, wurde ich zunehmend unruhiger und ließ mehrere Hormontests machen. Der Befund? Traumwerte. Als ich die Frauenarztpraxis mit dem 1A-Befund verließ, brach ich in Tränen aus. Das passte alles nicht zusammen. Ich konnte mir einfach keinen Reim draus machen. Wie konnte alles in Ordnung sein, wenn ich gefühlt in einer Hormonachterbahn steckte?
Zu Hause setze ich mich an den Schreibtisch und widmete mich wieder meiner Arbeit als Produktmanagerin der Online-Akademie. Als ich für ein Mailing das Video von Alexandra zu dem 4-Phasen-Modell des weiblichen Zyklus aufrief, fiel es mir auf einmal wie Schuppen von den Augen: Mein Körper rebellierte gar nicht, er entfaltete sich! Er ließ mich das fühlen und spüren, was ich vorher nur gelesen und kognitiv verarbeitet hatte. Er führte mich durch die einzelnen Phasen des weiblichen Zyklus` und intensivierte die einzelnen Ausprägungen, um mir die Qualitäten und Abgrenzungen zu verdeutlichen – oh ja, ein Hang zum dramatischen Auftritt ist klar erkennbar.
Demut und Dankbarkeit für das Wunderwerk des menschlichen Körpers breiteten sich in mir aus, welches ich ganze 30 Jahre als selbstverständlichen, zu Gehorsamkeit verpflichteten und zu disziplinierenden Teil meines Selbst angesehen hatte.
Körper, Geist und Seele – ein Dreiklang, dessen Harmonie sich nur entfalten kann, wenn jedes einzelne Element Beachtung, Anerkennung und Würdigung erfährt.