04.03.2020 | Blog

Herzensentscheidung

Ein Artikel von: Christin Colli

Ein Plädoyer für den Büro-Hund

Seit November 2019 haben wir nach langer Überlegung einer sanftmütigen spanischen Straßenhündin ein neues Zuhause gegeben. Ein wichtiger Punkt unserer Überlegungen war, dass unser zukünftiger Hund mich ins Büro begleiten kann. Hunde sind ausgesprochen soziale Tiere, die ihr Rudel brauchen, um psychisch gesund zu bleiben. Deshalb kam es nicht in Frage, den Hund den halben bis ganzen Tag allein zu Hause zu lassen. Für mich steht das Wohl eines fühlenden Wesens über meinen egoistischen Bedürfnissen. Im Büro trug ich beim Team Meeting mein Anliegen und Wunsch vor und fragte, wie alle dazu stehen. Der Hund, der zu dem Zeitpunkt nur von Fotos bekannt war, war sofort herzlich willkommen. Seitdem begleitet mich Yvette jeden Tag zur Arbeit. Sie hat sich schnell eingewöhnt und liebt jede Streicheleinheit, die sie sich auch bei jedem abholt.

Glückshormone

Studien belegen, dass Hunde das Arbeitsklima positiv beeinflussen. Unter anderem können Hunde  Stress reduzieren. Das hängt vor allem mit dem Hormon Oxytocin zusammen, das auch bei Müttern und ihren Neugeborenen eine wichtige Rolle spielt. Oxytocin erhöht beispielsweise die soziale Bindungsfähigkeit, animiert das Sozialverhalten, kann Blutdruck senken, Herzfrequenzen verlangsamen und helfen, das Stresshormon Cortisol abzubauen. Bei regelmäßigen Streicheleinheiten schütten Hunde genauso wie Menschen Oxytocin aus. Die Anwesenheit eines Hundes löst bei vielen Menschen ein gutes Gefühl aus. Das erleben wir nun täglich im Büro. Viele Klienten freuen sich über Yvette und darüber, dass sie sie streicheln können. Hunde sind ein sozialer Katalysator und sorgen dafür, dass man mit den meisten Mitmenschen in positiven Kontakt tritt. Mich macht es beispielsweise glücklich, das Strahlen in den Kinderaugen zu sehen, wenn diese Yvette streicheln können. Nicht umsonst wird der Hund auch der beste Freund des Menschen genannt.

Ist ein Schwein auch ein Hund? Das Dilemma

 Yvette begleitet mich jeden Tag und immer wieder stelle ich mir die Frage: Wieso unterscheiden wir zwischen Haus- und Nutztieren? Wieso lieben wir den Hund und misshandeln Schweine? Kann nicht ein Schwein genauso mit uns leben wie ein Hund? Was macht den Unterschied? Schweine sind äußerst intelligente, empfindsame Lebewesen und eignen sich auch als Haustier. Sie sind in der Lage auf ihren Namen zu hören, stubenrein zu sein und können auf Befehle und Kommandos hören, wie der Hund auch. Das eine Tier lieben wir, das andere werten wir ab. Wir unterscheiden in essbare und nicht essbare Tiere – unbewusst. Wir sind entsetzt, wenn in Asien Hunde und Katzen gegessen werden, weil wir gelernt haben, dass diese zur Kategorie der Haustiere gehören. Für unsere Haustiere tun wir alles. Sind sie krank, leiden wir mit und zahlen hunderte bis tausende von Euro für Behandlungen und Tierarztkosten. Für ein Kilo Fleisch jedoch sind viele nicht mal bereit, 10 Euro oder mehr zu bezahlen.

Entfremdung macht uns blind. Überall dort, wo Menschen Tiere nicht mehr selbst schlachten müssen, beginnt ein Entfremdungsprozess. Der Tod der Tiere wird unsichtbar. Weil wir es nur noch stückchen- oder scheibchenweise zu Gesicht bekommen, verliert das Tier seine Individualität und wir können sogar erfolgreich verdrängen, dass es sich überhaupt um ein Tier handelt.

Wir könnten es nicht mit unserem Gewissen vereinbaren, den Nachbarshund zu verzehren, wohingegen wir das anonyme Schwein oder Rind vom Metzger essen können. Dies führt auch zu meinem Konflikt als vegetarische Hundehalterin: Kann ich meinen tierischen Begleiter mit Fleisch füttern, ohne in ein moralisches Dilemma zu verfallen? Kann ich mich damit wohl fühlen? Lange habe ich mich mit diesen Fragen beschäftigt. Das ist auch der Grund, warum Yvette vorwiegend vegetarisches Futter bekommt. Sie macht es uns zum Glück einfach und frisst alles gerne.

Einfach beste Freunde

Kurt Kotrschal, österreichischer Biologe, Verhaltensforscher und Autor, hat in seinem Buch „Hund & Mensch – Das Geheimnis unserer Seelenverwandtschaft“ einen für mich interessanten Gedanken: „Hunde erinnern uns manchmal daran, dass wir nicht die Beherrscher dieser Erde sind, sondern ihr Gast. Eine menschliche Zukunft ist eigentlich nur mit Hund und in Respekt vor allen anderen Lebewesen dieser Welt denkbar. Zoologisch gesehen sind wir ja selbst Tiere (…)“.

Wenn ich mit Yvette auf der Couch liege, sie einfach mit uns ist, als Teil der Familie und ich sie streichle, frage ich mich dennoch oft: Wieso haben wir manche Tiere so lieb, während andere uns seltsam egal sind?

 

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